Kinder und Jugendliche greifen häufiger zu Sedativa

Die Konsumerfahrung mit Opioiden und Benzodiazepinen hat bei jungen Menschen zugenommen, berichten Prof. Dr. Bernd Werse und Rüdiger Schmolke (Frankfurt M.) im 11. Alternativen Drogen- und Suchtbericht. Die Wissenschaftler haben in einer online-Studie mehr als 1100 14- bis 30jährige befragt. Unter den Benzodiazepinen werden (in absteigender Reihenfolge) Alprazolam, Diazepam und Lorazepam konsumiert, unter den Opioiden am häufigsten Tilidin, Codein, Tramadol und Oxycodon. Nur ein geringer Teil der Befragten konsumiert die Substanzen häufig oder täglich.
„Die gestiegene Bedeutung von sedierenden Medikamenten hat vermutlich nicht nur mit Popkultur, sondern auch mit der Corona-Pandemie und anderen Krisen zu tun, die höhere Belastungen und Störungen bei jungen Menschen zur Folge hatten. Bewältigungsversuche von akuten oder längerfristigen psychischen Problemlagen spielen als Motiv bei Sedativa eine weitaus größere Rolle als bei gängigen illegalen Drogen. In Prävention und Beratung ist daher besonders auf derartige Motivlagen bei Personen mit entsprechender Vorbelastung zu achten.
Deutlich wurde in der Studie u.a. auch, dass die Verschreibungspraxis von Benzodiazepinen und Opioid-Schmerzmitteln vielerorts relativ lax zu sein scheint, wodurch die Beschaffung der Medikamente, etwa über (Groß-)Eltern, teils sehr einfach ist. Medizinisches Personal sollte insbesondere im Hinblick auf längerfristige Verschreibungen sensibilisiert werden. Aber auch (ältere) Erwachsene, die derartige Sedativa verschrieben bekommen, sollten verstärkt auf die Risiken aufmerksam gemacht werden, gerade wenn Minderjährige im Haushalt sind, die durch das häufig fehlende Wissen besonders gefährdet zu sein scheinen,“ empfehlen die Autoren.

11. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2024
akzept e.V. (Hrsg.)
Pabst, 132 Seiten