Bei Kindern und Jugendlichen wächst die Gewaltkriminalität: Anregungen und Anleitungen liefert das Internet

Internetabhängigkeit: Gewaltszenarien im Internet prägen die kortikalen Landkarten von Kindern und Jugendlichen und erhöhen die Gewaltbereitschaft. „Dies gilt vermutlich in besonderem Maß für Computerspiele mit gewalttätigen Inhalten,“ berichtet Prof. Dr. Bert te Wildt in seiner Monografie Medialität und Verbundenheit – Zur psychopathologischen Phänomenologie und Nosologie von Internetabhängigkeit.

„Gewalt fördernd  ist wahrscheinlich nicht so sehr die isolierte Erfahrung als vielmehr die Häufung des Konsums von Gewaltdarstellungen. Dies gilt vermutlich in besonderem Maß für Computerspiele mit gewalttätigen Inhalten. In einigen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen dem Konsum solcher Computerspiele und erhöhter Aggressivität nachgewiesen werden, wobei dies v.a. für männliche Jugendliche zu gelten scheint.

Der ehemalige Militärpsychologe Grossmann hat ermittelt, dass die jungen Amokläufer in amerikanischen Schulen mit einer Präzision und Schnelligkeit schossen, wie man sie sonst nur bei speziell ausgebildeten Soldaten beobachtet. Hierfür gebe es keine andere Erklärung als die, dass diese Fähigkeiten über Computersimulationsspiele erlernt wurden. Tatsächlich seien die ersten so genannten ´Ego-Shooter´ bzw. ´First-Person-Shooter´ auf der Software-Grundlage militärischer Computersimulationsprogramme  entwickelt worden. Mehr noch als zum ´Antrainieren´ präzisen Schusswaffengebrauchs seien diese konzipiert, um die natürliche Hemmung der Tötung von Artgenossen abzutrainieren. 

Diese im weitesten Sinne dissozialen Störungen im Zusammenhang mit exzessivem Computerspiel bzw. Internetkonsum weisen auf die Schwierigkeit der Unterscheidung hin, ob ein pathologisches Mediennutzungsverhalten lediglich die Transformation einer schon zuvor bestehenden Psychopathologie ist, wie z.B. Persönlichkeitsstörungen und Paraphilien, oder ob es umgekehrt von Inhalten der elektronischen Medien evoziert wird. In der Realität werden hier keine einfachen kausalen Zusammenhänge bestehen, sondern komplexe Wechselwirkungen.“

In jedem Fall sieht te Wildt ein hohes Gefährdungspotential von Gewaltpräsentation im Netz und sieht einen Zusammenhang mit der zunehmenden Gewaltkriminalität bei Kindern und Jugendlichen.

Medialität und Verbundenheit – Zur psychopathologischen Phänomenologie und Nosologie von Internetabhängigkeit
te Wildt, B.
Pabst, 384 Seiten

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