Offene Drogenszenen: Fast zehn Joints Crack pro Tag

Crack ist aktuell der dominierende „Stoff“ in den offenen Drogenszenen in Düsseldorf, Essen, Köln und Münster, ergab eine aktuelle wissenschaftliche Umfrage. Crack, eine Komposition aus Kokain und Natron, bietet ein extrem hohes Abhängigkeitspotenzial. Schwere Lungenschäden und Psychosen sind die häufigsten Folgen. Regelmäßig wird Crack zusammen mit Heroin geraucht. Crack euphorisiert minutenschnell extrem; doch die Wirkung lässt relativ bald nach; daher ziehen Abhängige fast zehn Joints pro Tag.
Etwa 80 Prozent der Befragten haben Haft-Erfahrungen, 65 Prozent sind wohnungslos, fast 20 Prozent ohne geregeltes Einkommen, mehr als 15 Prozent ohne Krankenversicherungsschutz. Diese Außenseiterposition gefährdet die Betroffenen selbst – und in anderen Formen ihre Umwelt.
Die Sozialarbeit übt sich in erster Linie um Schadensbegrenzung (harm reduction) mit Streetwork, Kontaktläden, Drogenkonsumräumen, Notschlafstellen, medizinischen Angeboten, Arbeitsangeboten u.a. Die Angebote werden immer angenommen, wenn sie einen „konkreten Gebrauchswert“ bieten; wichtig sind Szenennähe, breite Öffnungszeiten, Barrierefreiheit, keine oder wenig Regeln, konkrete gegenständliche bzw. instrumentelle Vorteile.
Eine persönlich wertschätzende Haltung der SozialarbeiterInnen ist Voraussetzung für die Akzeptanz; Abhängige bedauern häufigen Personalwechsel, der einen langfristigen Beziehungsaufbau verhindert. Insgesamt beobachtet die Studie einen hohen Nutzen der Suchthilfe und empfiehlt einen weiteren Ausbau v.a. in den Bereichen Wohnunterkunft und Gesundheitsleistung.

OFFENE DROGENSZENEN IN NRW 2024
Einblicke in Lebenslagen, Konsum und Nutzung von Hilfsangeboten in Düsseldorf, Essen, Köln und Münster
Deimel, Daniel; Ferl, Lucas; Gille Christoph; Mühlen, Anna; van Rießen, Anne; Schmitz, Hayal; Scholten, Lisa
Pabst, 116 Seiten, digital open access