Stigmatisierung bei Substanzmissbrauch: Ehemalige Drogenkonsumenten sind die erfolgreichsten Therapeuten

Wer Drogen konsumiert und entsprechend auffällig wird, muss mit einer Stigmatisierung leben – selbst innerhalb des therapeutischen Hilfesystems. Dies be- oder verhindert eine erfolgreiche Behandlung. Max Dennehy und Thaddeus Müller stellten in einer britischen Studie fest: Ein Stigma ist für Betroffene meist nichts Neues; sie wurden häufig bereits während der Kindheit – z.B. wegen Armut, ethnischer Herkunft oder dissozialer Familienverhältnisse – diskriminiert. Das Stigma ist damit fest internalisiert – und der Drogenkonsum möglicherweise die Folge, berichten die Wissenschaftler im aktuellen Reader ´Stigma and drug use: research perspectives from Europe´.
Erfolgreiche AussteigerInnen, die selbst Drogenkonsum und Diskriminierung erlebt haben, bieten als Therapeuten die besten Chancen, internalisierte Stigmata zu dekonstruieren und auf Augenhöhe Wertschätzung anzubieten: Sie bauen den Klienten eine Brücke – von der Welt der Ausgestoßenen zur akzeptierten Gesellschaft. Selbst bei Klienten mit jahrzehntelangen chaotischen, dysfunktionalen Verhaltensweisen und desaströsen gesundheitlichen Folgen konnten die Wissenschaftler entscheidende Erfolge beobachten, wenn der Therapeut selbst im Drogenmilieu gelebt und den Zyklus aus Isolation, Ablehnung, Exklusion erfolgreich durchbrochen hatte.

Stigma and drug use: Research perspectives from Europe
Morgan, James & Pinto, Marta (Hrsg.)
Pabst, 132 Seiten