Eine anonyme Sprechstunde senkt die Gefahren des Drogenkonsums

DrogenkonsumentInnen scheuen das Hilfesytem zunächst wie der Teufel das Weihwasser. Erst wenn sie gesundheitlich oder psychosozial angeschlagen sind, suchen sie professionelle Hilfe. Eine anonyme Drogensprechstunde ist jedoch attraktiv, sich frühzeitig beraten zu lassen, um schwere Schäden zu vermeiden. Gundula Barsch und Julia Walta haben Erfahrungen mit einer anonymen Drogensprechstunde gesammelt und beschreiben die konkreten Details: Das Buch Baukasten für eine anonyme Drogensprechstunde eignet sich als modifizierbare Anleitung für vergleichbare Low-Budget-Angebote.

Dem Konzept liegt zugrunde:

  • strikte Anonymität
  • Peer-to-Peer-Ansatz
  • Niedrigschwelligkeit
  • akzeptierendes Arbeiten
  • Vermeidung von Leidensdruck
  • Freiwilligkeit der Inanspruchnahme
  • kostenlose Angebote

Das Leistungsangebot umfasst:

  • ein medizinisches Check-up ohne Kostenstellung bzw. ohne Chipkarte der Krankenversicherung
  • detaillierte medizinische Information zu den biomedizinischen Wirkprinzipien der Substanz und den somatischen Folgen eines Konsums
  • systemische/klientenzentrierte Gespräche zum Abklären psychosozialer Themen
  • auf Wunsch Weitervermittlung an VertrauensärztInnen oder an Zuständige im Drogenhilfesystem
  • Ausgabe von Informationsmaterial zu Safer Use und Harm Reduction
  • Ausgabe von Informationsmaterial für Drogen konsumierende Eltern
  • Ausgabe von Safer Use-Materialien (saubere Ziehröhrchen, Feuchttuch, Kondom, Gleitgel, Kapsel usw.) für einen risikobewussten Konsum (Safer Use)
  • Angebot eines Schwangerschaftstests
  • medizinische Ersthilfe (u.a. Verbandsmaterial, Nasensalbe)
  • Drogentests

In einer kritischen Reflexion des eigenen Projekts in Halle/Saale sehen die Autorinnen Ergänzungsmöglichkeiten:

  • Erweiterung der klassischen Komm-Struktur zugunsten einer Hybridlösung, die auch auf Elemente der aufsuchenden Arbeit zurückgreift
  • Einbeziehung und Ausbildung von Ex-KonsumentInnen für die Sprechstunde, um deren praktische Erfahrungen nutzbar zu machen
  • Integration einer Ernährungsberatung
  • Berücksichtigung von Entspannungsmethoden
  • stärkere mediale Präsenz in der Öffentlichkeit
  • Nutzung von Smartphones

Das Buch enthält eine CD mit Arbeits- und Informationsmaterialien, die sich ausdrucken oder projizieren lassen.

Baukasten für eine anonyme Drogensprechstunde
Das Beispiel CheckPoint-C
Barsch, Gundula; Walta, Julia
Pabst, 112 Seiten, mit CD-ROM

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