Suchthilfe für MigrantInnen: so kulturspezifisch wie möglich

Zunehmend häufig nehmen MigrantInnen Alkohol oder Drogen zu sich – und werden suchtabhängig. Die deutschen Suchthilfe-Einrichtungen stehen damit vor neuen Anforderungen.  Multikulturelle Teams, interkulturelles, spezifisches Wissen und eine respektvolle interkulturelle Grundhaltung werden notwendig. Pia Wenzler und Jan Ilhan Kizilhan empfehlen in ihrer Studie Alkoholabhängigkeit und Migration nachdrücklich die Berücksichtigung und Nutzung des religiösen und familiären Einflusses aus den Herkunftsländern.  

Der Alkoholkonsum kann einerseits der Akkulturation an die Aufnahmegesellschaft oder andererseits der Linderung von Erinnerungen an Traumata dienen. Viele MigrantInnen leiden unter traumatischen Belastungsstörungen. Daher stellt sich in der Behandlung immer zunächst die Frage nach einer Trauma-Diagnostik bzw. Traumatherapie. 

Im therapeutischen Prozesss kann die positive Wirkung der Religiosität, insbesondere des islamischen Glaubens, genutzt werden. Muslimische Menschen können damit ihre Veränderungsmotivation aus dem Glauben ziehen und begründen. Der Einsatz der Millati Mislami, ein 12 Punkte Programm für muslimische Menschen – komplementär zu den zwölf Schritten der Anonymen Alkoholiker – bietet einen wertvollen kulturspezifischen Ansatz; traditionelle Heilmethoden und Krankeitsverständnisse aus dem Islam lassen sich in der Suchthilfe wirksam nutzen. Damit lassen sich auch familiäre oder religiöse Autoritäten im kollektivistischen Migranten-Milieu für eine konstruktive Zusammenarbeit gewinnen.

Kizilhan und Wenzler bieten eine praxisorientierte Orientierung für das Arbeitsfeld Suchthilfe für MigrantInnen. Professor Dr. Jan Ilhan Kizilhan, selbst Jeside, hat die relevanten Fachbücher zur Traumatherapie mit Migranten vorgelegt.

Alkoholabhängigkeit und Migration
Transkulturelle Konzepte und Ansätze
Wenzler, Pia; Kizilhan, Jan Ilhan
Pabst, 134 Seiten

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Psychoedukation bei Traumastörungen
Manual für die Gruppenarbeit mit MigrantInnen und Geflüchteten
Kizilhan, Jan Ilhan
Pabst, 180 Seiten, mit CD-Rom

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Trauma Workbook for Psychotherapy Students and Practitioners
Kizilhan, Jan Ilhan; Friedl, Nadine; Steger, Florian; Rüegg, Nina; Zaugg, Pascal; Moser, Christian Thomas; Hautzinger, Martin
Pabst, 300 Seiten

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Zugänge finden, Türen öffnen: transkulturelle Suchthilfe
Praktische Erfahrungen aus dem Modellprogramm transVer
Schu, Martina; Martin, Miriam; Czycholl, Dietmar
Pabst, 108 Seiten

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